Warum einfach, wenn es auch schwierig geht…

Hast du dein Leben als alleinerziehender Vater oder als alleinerziehende Mutter gerade so richtig schön im Griff? Die Kinder sind in der Spur? Der Haushalt auch? Achtung, wiege dich nicht in Sicherheit, denn diese Situation kann dazu führen, dass du plötzlich auf Ideen kommst, die dich völlig unnötig aus der Bahn werfen! Mir ist das so an den Feiertagen passiert. Alles lief toll und die freien Tage erlaubten es mir, dass ich auch mal die Seele für ein paar Stunden baumeln lassen konnte. Ich war nur ein bisschen einsam und ich hatte etwas geistige und zeitliche Kapazität übrig, als die unheilvolle Idee plötzlich Besitz von mir nahm. Wäre es nicht schön, wenn immer jemand Zuhause auf einen warten würde? Jemand, der der dich liebt und dir die dunklen Winternächte versüsst. Nein, keine Freundin – eine Katze! Am besten zwei, damit sich die eine nicht so alleine fühlt!

Wie um alles in der Welt kann man so dumm sein und im Rausch (oder doch in der Einsamkeit?) der Feiertage plötzlich alles aufs Spiel setzten, was man gerade erreicht hat!? Aber es war zu spät. Die Katzen-Idee war da und sie liess mich alles rationale und vernünftige Denken vergessen. Denn das vernünftige ‘Ich’ hätte gesagt: “Hast du sie nicht mehr alle!? Wie kannst du dein Leben freiwillig komplizierter machen!?”

Aber nun sind sie da, Mäxx und Shiva – zwei herzige junge Kätzchen, 6 Monate alt und zuckersüss. Mit den beiden sind aber lieder auch Dreck, Gestank von der Katzentoilette, Unordnung, kaputte Vorhänge, Tierarztkosten, Tierfutter und ein ständiges Türschleusensystem (sie dürfen noch nicht raus) eingezogen! Meine ganze Familienorganisation wurde über den Haufen geworfen! Die Kinder wollen jetzt mit den Kätzchen spielen, anstatt Hausaufgaben zu machen und ich muss jetzt einen Katzensitter engagieren, wenn ich auch nur einen einzigen Tag weg bin. Also alles Dinge, die ein alleinerziehender Vater nicht gebrauchen kann und alles, was das Leben komplizierter macht.

Und trotzdem: heute abend sitze ich auf dem Sofa und habe zwei schnurrende Lieblinge an meiner Seite (ich meine jetzt nicht die Kinder und auch immer noch keine Freundin) und lächle vor mich hin. Wunderschön :-).

Lean Parenting

Früher dachte ich immer, ich sei faul. Nun das bin ich wohl auch, aber Faulheit macht erfinderisch und so optimiere ich laufend meine ‘Haushaltsprozesse’ und minimiere meine Laufwege. Es ist erstaunlich, wie effizient man wird, wenn alles an seinem Platz ist, wenn man Zwischenstationen einrichtet, um Dinge zu sammeln, bevor man einmal den ‘weiten’ Weg in den Keller macht. Es ist bestimmt nicht so, dass jetzt alles durchorganisiert ist bei mir Zuhause – im Gegenteil. Meine kleinen Optimierungsschritte geben mir aber immerhin einige Minuten mehr pro Tag, an denen ich in Ruhe mit den Kids am Tisch sitzen kann oder etwas weniger wichtiges machen kann.

Schuld vs. Verantwortung

Dieses Video hat mir in der Phase sehr geholfen, als ich die Entscheidung treffen musste, die Trennung einzuleiten und die Aufgabe als alleinerziehender Vater zu übernehmen. Die Aussage von Will Smith trifft zu 100% zu, dass ich nicht in der Schuldfrage eines Scheiterns oder Problems hängen bleiben darf, wenn es meine Verantwortung ist, das Problem zu beheben oder die Situation zu verbessern.

Wenn es meine Verantwortung ist, die Kinder zu schützen und ihnen ein besseres Leben zu geben, ist die Frage nach der Schuld für die bisherige Misere völlig belanglos. Mit dieser Einstellung konnte ich die Enttäuschung und Trauerphase meiner Trennung einfacher überwinden, die Frustration hinter mich lassen und vorwärts auf ein besseres Leben schauen.

Neu Organisieren

ghc3b6rtsdirnimmsmit.jpg
Als klar war, dass meine Frau ausgezogen war, begann ich als erstes, den Haushalt auf Ein-Mann-Management einzurichten. Es war mir wichtig, unnötige Laufwege zu verhindern und das Maximum Griffbereitschaft und das Minimum an Aufwand herzustellen. Ich wusste, alles muss clever organisiert und angeordnet werden, damit ich jede Minute des Tagesablaufs effizient gestalten kann. Ich kann nicht leugnen, dass bei dieser Neu-Organisation auch ein gutes Stück psychische Verarbeitung mitspielte. Ein Neuanfang!

Ich begann also, alles Unnötige aus dem Haushalt zu entfernen. Alles, was nur Staub fängt, muss weg und alles was ich häufig brauche muss seinen Platz in der Nähe haben. Ich habe die Pflanzen im Haus auf 4 Stück reduziert (diejenigen der Kinder) und alle am gleichen Ort plaziert (1x pro Woche durchs Haus rennen gespart). Das Altpapier kam aus dem Keller ans Sofa (sieht nicht schön aus, aber spart 4x pro Tag in den Keller rennen für jedes Papierchen). Alle Deko-Stücke (ausser meine geliebten Bilder und die Fotos der Kinder) wurden allesamt in den Keller verbannt (muss ja nur abgestaubt werden!). Viel Krimskrams kam entweder weg oder – wenn es möglicherweise einen sentimentalen Wert hatte – auf den Berg der Dinge, die ich meiner Frau zur Durchsicht überlassen würde. Das werdet ihr sicher auch kennen: Ausmisten ist etwas wundervoll befriedigendes. Ausmisten schafft Platz – im Haus und im Herz!

“Typisch Mann” – denkt ihr jetzt vielleicht – “alles nicht zweckmässige wird einfach weggeworfen”. Und ihr habt Recht! Ich habe bei der Re-Organisation tatsächlich Methoden wie ‘Lean Manufacturing’ und ‘Change Management’ im Kopf. Und es funktioniert! Es geht nicht darum, alles Menschliche zu entfernen und das Haus zu einer Produktionsstrasse umzubauen, aber ein schlank organisierter und vor allem ein clever eingerichteter Haushalt kann viel Energie und Zeit sparen, die ich lieber für die Betreuung meiner Kinder einsetze. Seit diesem Trigger stelle ich immer wieder Dinge um, entferne Küchengeräte, die ich nicht benutze oder mache Sammelstellen für nicht zuweisbare Dinge. Ich lege zum Beispiel alle Sachen, die meine Kinder während des Tages irgendwo liegenlassen – und eigentlich in den ersten Stock gehören – auf die Treppe, die in den ersten Stock führt. Dann habe ich einen Zettel hin geklebt mit der Aufschrift “Gehört es dir – dann nimm es mit!”. Jedesmal, wenn sich dort dann einige Sachen angesammelt habe, weise ich die Kinder an, ihre Sachen auf dem Weg ins Zimmer mit zu nehmen und im eigenen Zimmer zu versorgen. Sie sind ja dann sowieso auf dem Weg nach oben, sie müssen nicht mühsam ihre Sachen zusammensuchen und der Familienbereich im Erdgeschoss bleibt immer einigermassen ordentlich. Nicht zuletzt spare ich mit dieser Sammelstelle sicher 20x Treppen steigen pro Tag :-)!

Zu Beginn vorweg

Dieser Blog ist nicht dazu da, meine gescheiterte Ehe zu verarbeiten, meine Ex-Frau zu verteufeln oder mich über die Gründe auszulassen, warum ein vollzeitarbeitender Vater die Kinder in seine Obhut zugesprochen erhält. Das wäre weder fair, noch sinnvoll.

Dieser Blog ist dazu da, die täglichen Herausforderungen, Freuden, ‘Fails’ und kleinen Erfolge eines alleinerziehenden Vaters zu feiern und anderen Alleinerziehenden zu zeigen, wie auch ich scheitere, kämpfe und das Privileg geniesse, den Lebensmittelpunkt meiner Kinder gestalten zu dürfen. Vielleicht könnt ihr euch ja mit der einen oder anderen Situation identifizieren – und wenn nicht, dann habt ihr immer noch die gute alte Schadenfreude, wenn bei uns mal wieder was nicht geklappt hat ;-).

Wir werden immer zusammen bleiben – egal was passiert

Nun ist also dieses ‘was’ passiert und dieser Blog handelt davon, wie ich mein Versprechen einlöse, ein alleinerziehender Vater mit beruflicher Karriere zu sein, der versucht, Kinder, Haushalt und Arbeit unter einen Hut zu bringen – manchmal mit männlichem Unvermögen, öfters mit Schwierigkeiten, aber immer mit einer Prise Humor und Selbstironie.